TRADERS´ Briefing - Nr. 0643 - 29.10.2024

Ausgabe Nr. 643, 29.10.2024

TRADERS´Briefing


Liebe Leserinnen und Leser,

eine Umfrage des "New Hampshire Journal" zeigt überraschend einen knappen Vorsprung für Donald Trump gegenüber Kamala Harris in New Hampshire - einer traditionellen Hochburg der Demokraten, die seit 24 Jahren nicht mehr an die Republikaner ging. Obwohl der Staat nur vier Wahlleute stellt, könnte ein Sieg Trumps dort ihm - laut aktuellen Hochrechnungen - die Mehrheit von 270 Delegierten sichern, selbst ohne den wichtigen Swing State Pennsylvania. Auch andere Umfragen, wie die von "Real Clear Polling" und der "New York Times", lassen die Demokraten aufhorchen: Harris verliert zunehmend an Vorsprung, was die Wahl besonders spannend macht. Diese Woche wird durch die Quartalsberichte der Tech-Giganten Amazon, Alphabet, Meta Platforms und Microsoft entscheidend geprägt. Ihre Ergebnisse haben das Potenzial, die Aktienindizes deutlich zu beeinflussen. Besonders relevant ist, dass diese Konzerne zu den größten Abnehmern von Nvidia-KI-Chips zählen. Sollten sie in ihren Berichten umfangreiche Investitionen in KI-Technologie ankündigen, könnte dies bereits jetzt den Nvidia-Aktienkurs antreiben - trotz der erst am 20. November anstehenden Nvidia-Zahlen. Die Nvidia-Aktie notierte gestern an der XETRA zum Handelsschluss mit einem Verlust von 2,27 Prozent auf 129,88 Euro. Das von Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck propagierte "grüne Wirtschaftswunder" scheint vor einem Wendepunkt zu stehen. Die geplanten Werksschließungen und Massenentlassungen bei Volkswagen könnten den Anfang eines deutlichen Anstiegs der Arbeitslosigkeit markieren. Kritiker sehen die Ursache in einer staatlich gelenkten Wirtschaftspolitik, die Marktmechanismen zugunsten politischer Ziele vernachlässigt hat. Während die Reaktion an den Finanzmärkten auf Israels begrenzten Gegenschlag gegen den Iran kurzzeitig für Entspannung sorgte, wird der künftige Verlauf vor allem von den anstehenden Quartalszahlen der oben aufgeführten großen Technologieunternehmen beeinflusst werden. Drei Punkte konnte der Fear-and-Greed-Index zum Dienstagmorgen zulegen, der damit auf 62 Zählern weiterhin im Bereich der Gier steht. Die Wall Street und die europäischen Indizes schlossen am Montagabend mit Gewinnen bzw. neutral.

So ist die Stimmung der internationalen Marktakteure *

Fear-and-Greed-Indikator

Schnelle Trendübersicht

Schnelle Trendübersicht

Bem.: Signale über Supertrend-Indikator (20x2,5)

Fundamental wirtschaftlicher Rückblick

Gewinner und Verlierer des Tages

Volkswagen plant, mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abzubauen. Zudem sollen die verbleibenden Standorte verkleinert und Gehälter um zehn Prozent gekürzt werden. Diese Entscheidung trifft besonders Niedersachsen hart und hat bereits politische Reaktionen ausgelöst: Bundeskanzler Scholz kritisiert "falsche Managemententscheidungen", während die Landespolitik Niedersachsens, mit einem 20-Prozent-Anteil an VW, ebenfalls Verantwortung trägt. Staatliche und europäische Regelungen zum Elektroauto-Anteil haben VW stark beeinflusst, aber nach Streichung der Kaufprämien für E-Autos brach der Absatz ein, was das Abhängigkeitsproblem von staatlicher Förderung und unausgereifter Infrastruktur aufzeigt. Volkswagen notierte am Montagabend mit einem Abschlag von 0,46 Prozent auf 91,86 Euro.

Trotz rückläufiger Verkaufszahlen konnte Traton, die LKW-Tochter von Volkswagen, ihren Umsatz in den ersten neun Monaten um drei Prozent auf 35,3 Milliarden Euro steigern. Ursache für das Plus waren geringere Rabatte und ein vorteilhafterer Produktmix. Das bereinigte operative Ergebnis wuchs um elf Prozent auf 3,26 Milliarden Euro, und die operative Umsatzrendite lag bei 9,3 Prozent. Das Unternehmen bestätigte seine Jahresprognose und strebt trotz schwieriger Bedingungen im Schlussquartal das obere Ende einer Rendite von acht bis neun Prozent an. Dennoch verlor die Traton-Aktie im MDAX 3,37 Prozent auf 30,10 Euro, während der Index selbst um 0,28 Prozent auf schlussendlich 27.337 Punkte zulegte.

Wegen der andauernden Konflikte im Nahen Osten verlängert die Lufthansa ihren Flugstopp nach Tel Aviv bis zum 25. November. Dies betrifft Flüge von Lufthansa, Austrian, Brussels und Swiss, während Eurowings-Verbindungen nach Tel Aviv bis zum 30. November ausgesetzt bleiben. Bereits zuvor wurden Flüge nach Beirut bis Ende Februar 2025 und nach Teheran bis Ende Januar gestrichen. Gestern Abend schloss die Aktie der Deutschen Lufthansa mit einem Tagesgewinn in Höhe von 2,11 Prozent auf 6,866 Euro.

Wacker Chemie konnte sein operatives Ergebnis im dritten Quartal mit 152 Millionen Euro auf Vorjahresniveau halten - trotz der schwachen Nachfrage in der Solar- und Bauindustrie. Der Umsatz sank um sechs Prozent auf 1,43 Milliarden Euro - bedingt durch geringere Nachfrage nach Polysilizium für die Solarbranche. Trotz eines leicht unter den Erwartungen liegenden Ergebnisses hält das Unternehmen an seiner Jahresprognose fest und strebt einen Umsatz von 6,0 bis 6,5 Milliarden Euro sowie einen operativen Gewinn von 700 bis 800 Millionen Euro an. Die Aktie reagiert jedoch verhalten und fällt im MDAX um 2,91 Prozent auf 82,00 Euro.

Termine der Hauptversammlungen für DAX, MDAX, TecDAX, ATX & EuroStoxx50

Hauptversammlungs-Termine

Die Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens ist die einmal im Jahr stattfindende Zusammenkunft von Aktionären, des Vorstands und des Aufsichtsrats. Die Versammlung dient dem Informationsaustausch mit seinen Aktionären und der Beschlussfassung unternehmensbezogener Vorgänge. Die teilnehmenden Aktionäre haben bei Abstimmungen ein entsprechendes Stimmrecht, das von der Anzahl der persönlich gehaltenen Aktien abhängt. Am Termin der Hauptversammlung ist mit Vorsicht an den Märkten zu agieren, da große Kurssprünge in beide Richtungen durch getroffene Entscheidungen möglich sind. Diese Warnung gilt auch für die Veröffentlichung von Quartalsberichten.

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Bild: Advance-Decline-Line (ADL) des DAX

Technische Kurzanalyse

Mit einem Vorsprung von 65,08 Punkten bzw. einem Plus von 0,33 Prozent ging der DAX gestern in den Wochenstart. Daraus entstand nach einer Korrektur um 10:15 Uhr das Tageshoch auf 19.570,92 Punkten. Im anschließenden Abverkauf wurde am späten Mittag das Tagestief auf 19.399,16 Punkten ausgelotet. Eine nachfolgende Intraday-Rallye fuhr den größten Teil der abgebauten Gewinne wieder ein, so dass zur Schlussabrechnung 68,03 Punkte zu zählen waren - ein Plus von 0,35 Prozent beim Kurs von 19.531,62 Zählern.

Im gestrigen DAX-Handel machte der ADL-Indikator bei 23 Aktien, die am Abend einen Gewinn vorweisen konnten, einen Schritt nach oben, und baute das geschrumpfte Plus leicht aus. Fresenius war hierbei die stärkste Aktie und schloss mit einem Kurs von 34,64 Euro, was einem Plus von 2,30 Prozent entspricht. Am anderen Ende des Index lag das Wertpapier von Dr. Porsche mit einem Schlusskurs von 66,80 Euro bei einem Verlust von 4,95 Prozent.

Der MACD läuft weiter seiner Histogramm-Mittellinie von oben aus kommend zu. Es zeichnet sich bislang keine Umkehr zu einem Long-Setup ab. "Divergenz-Jäger" kommen voll und ganz auf ihre Kosten, was die Deutlichkeit dieses beliebten Phänomens betrifft. Nur macht eben der Kurs noch keine Anstalten, von seinem Lauf in Richtung Norden abzusehen.

Inzwischen ist der deutsche Leitindex weiter aus seiner Korrektur herausgekommen und konnte damit ein neues Mini-lokales Hoch unter den letzten vier Candlesticks setzen. Diese Entwicklung ist gut für die Vorbereitung weiterer Allzeithochs beim Run auf die 20.000er-Marke. Die gestrige Tageskerze bildete ein sogenanntes Dragonfly Doji ohne sichtbaren Körper. In der Regel zeigt dieses eine Umkehr in die Long-Richtung an - je höher der Querbalken, desto sicherer zeigt sich die Trefferquote dieser Kerzen-Deutung.

Vorbörslich steht der Kurs zur Stunde im Bereich der 19.550 Punkte, und damit leicht oberhalb des gestrigen XETRA-Schlusskurses. Es wird heute also wieder spannend beim wichtigsten Index Deutschlands.

Die Advance-Decline-Line (ADL) wird über die Differenz der gestiegenen und gefallenen Aktien berechnet. Grundsätzlich gilt, dass jede Bewegung des Index von der ADL bestätigt werden sollte. Fehlt die ADL-Bestätigung, deutet das auf eine unsichere Kursbewegung hin. Ein Aufwärtstrend kann sich nur ausbilden, wenn die Mehrzahl der Aktien daran teilnimmt.

Aktuelle Handelschancen per Kursmuster

Inside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Inside-Day

Ein Inside-Day liegt vor, wenn sich der aktuelle Candlestick innerhalb des Candlesticks des vorangegangenen Tages befindet. Das Tageshoch liegt also tiefer und das Tagestief höher als am Vortag. Inside-Days kennzeichnen abnehmende Volatilität und eignen sich ideal als Einstiegsmuster aufgrund des guten Chance-Risiko-Verhältnisses.

Bei Inside-Days ist die zukünftige Kursrichtung oft nicht prognostizierbar.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Inside-Days überschritten wird und legt eine Stopp-Order an das Tief des Inside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Inside-Days unterschritten wird. Der Stopp an das Hoch des Inside Bar gelegt.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie, diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Inside-Days

Outside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Outside-Day

Ein Outside-Day liegt vor, wenn der aktuelle Candlestick den vorangegangenen Tag komplett umschließt. Das Tageshoch liegt also höher und das Tagestief niedriger als am Vortag. Ein Outside-Day entspricht einem Engulfing bei den Candlestick-Mustern.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Outside-Days überschritten wird. Den Stopp platziert man an das Tief des Outside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Outside-Days unterschritten wird. Den Stopp setzt man an das Hoch des Outside Bars.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie: diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Outside-Days

Trendhandel mit neuen 20-Tage-Hochs/-Tiefs

Aktien, die ein 20-Tages-Hoch oder ein 20-Tages-Tief erzielen (entspricht einem Handelsmonat), weisen oft eine besondere Trendstärke auf.

Long-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Hoch

Short-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Tief

*) Der Fear-and-Greed-Indikator ist ein Stimmungsindikator, der sich aus sieben Einzelindikatoren zusammensetzt:

1. Aktienkurs-Momentum: der S&P 500 (SPX) im Vergleich zu seinem gleitenden 125-Tage-Durchschnitt

2. Aktienkurs-Stärke: die Anzahl der Aktien, die an der New Yorker Börse 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreichen

3. Aktienkurs-Breite: das Handelsvolumen von Aktien im Aufwärtstrend gegenüber Aktien im Abwärtstrend

4. Verkaufs- und Kaufoptionen: das Put/Call-Verhältnis, das das Handelsvolumen von bullischen Call-Optionen mit dem Handelsvolumen von bearishen Put-Optionen vergleicht

5. Junk-Bond-Nachfrage: die Differenz zwischen den Renditen von Investment-Grade-Anleihen und Ramschanleihen

6. Marktvolatilität: der VIX (VIX), der die Volatilität misst

7. Nachfrage nach sicheren Häfen: der Unterschied zwischen den Renditen von Aktien und Staatsanleihen

Sein mittlerer Wert beträgt 50 und deutet auf eine neutrale Stimmung hin. Werte über 50 sind bullish (long) und Werte unter 50 sind bearish (short).

Extreme Ausschläge des Fear-and-Greed-Indikators (über 70 oder unter 30) zeigen Gier oder Angst. Der Markt ist im extremen Zustand nicht stabil und neigt deshalb zur kurzfristigen Umkehr. So führen zum Beispiel Werte unter 30 oft zu einem kurzfristigen Ausverkauf des Aktienmarktes, wodurch eine bullische Umkehr möglich wird.