TRADERS´ Briefing - Nr. 0652 - 11.11.2024

Ausgabe Nr. 652, 11.11.2024

TRADERS´Briefing


Liebe Leserinnen und Leser,

die US-Börsen erlebten in der "Trump-Woche" ihre stärkste Phase des Jahres. Seit dem Wahlsieg Donald Trumps zur Wochenmitte eilten die Indizes von Rekord zu Rekord. Erstmals stieg der S&P 500 über die Marke von 6.000 Punkten, während der Dow Jones die Schwelle von 44.000 Punkten überwand. Am Freitag schloss der S&P 500 mit einem Plus von 0,38 Prozent, der Dow legte 0,59 Prozent zu, und der Nasdaq 100 verzeichnete ein leichtes Plus von 0,07 Prozent. Die Wochengewinne der Indizes lagen bei bis zu 5,4 Prozent. Robuste Wirtschaftsdaten und optimistische Anlegerstimmung trugen zur Rally bei, während Trumps politische Agenda Steuersenkungen und Deregulierung erwarten lässt. Die Aktie von der Trump Media & Technology Group legte um 4,22 Prozent auf 31,91 US-Dollar zu. Neues von der Ampel: Olaf Scholz sorgt mit widersprüchlichen Aussagen zur Vertrauensfrage für Verwirrung. Ursprünglich wollte der Kanzler Neuwahlen erst im Januar anstreben, nun steht plötzlich ein Termin vor Weihnachten im Raum. Doch Klarheit schaffte auch sein 60-Minuten-Interview bei Caren Miosga nicht. Scholz äußerte zunächst Bedenken, dass eine schnelle Neuwahl organisatorisch schwierig sei, nur um dann überraschend zu erklären, eine Vertrauensfrage im Dezember sei "überhaupt kein Problem". Trotzdem zog er sich schließlich zurück und überließ die Terminfindung Friedrich Merz und Rolf Mützenich. Das Hin und Her sorgt für zunehmende Kritik und Unsicherheit. FDP-Vize Wolfgang Kubicki kritisiert Olaf Scholz und Robert Habeck scharf und bezeichnet beide als "Möchtegern-Kanzler". In seinen Äußerungen wirft er dem amtierenden Kanzler Scholz Führungsschwäche und mangelnde Entschlossenheit vor, während Wirtschaftsminister Habeck zu sehr die Rolle des Kanzlerkandidaten spiele. Kubicki sieht in den aktuellen Machtkämpfen und der Unsicherheit um die Vertrauensfrage ein Zeichen dafür, dass beide Politiker mehr auf ihre persönlichen Ambitionen fokussiert seien als auf die Regierungsarbeit. Der Fear-and-Greed-Index konnte um weitere zwei Punkte zulegen und befindet sich damit auf dem Wert von 61 Zählern im Bereich der Gier. Im Gegensatz zur Wall Street schlossen die europäischen Indizes am Freitagabend mit Verlusten.

So ist die Stimmung der internationalen Marktakteure *

Fear-and-Greed-Indikator

Schnelle Trendübersicht

Schnelle Trendübersicht

Bem.: Signale über Supertrend-Indikator (20x2,5)

Fundamental wirtschaftlicher Rückblick

Gewinner und Verlierer des Tages

Nach dem Wahlsieg von Donald Trump stieg der Börsenwert von Tesla erstmals seit 2022 wieder über eine Billion US-Dollar. Die Aktie legte allein am Freitag an der NASDAQ um 8,19 Prozent auf 321,22 US-Dollar zu - insgesamt seit dem Wahltag um mehr als ein Viertel. Elon Musk, ein lautstarker Trump-Unterstützer, könnte in der neuen Regierung eine wichtige Rolle spielen. Trotz aktueller Nachfrageprobleme im Elektroauto-Markt sehen Analysten wie Dan Ives Tesla optimistisch. Musks Vermögen, das größtenteils aus Tesla-Aktien besteht, überschritt laut "Forbes" die Marke von 300 Milliarden US-Dollar. Eine pro-fossile Energiepolitik Trumps könnte der Branche jedoch schaden.

Die Stimmung in der Autoindustrie hat sich im Oktober deutlich verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts sank auf minus 27,7 Punkte nach minus 23,4 im Vormonat. Über 44 Prozent der befragten Unternehmen berichteten von Auftragsmangel - dem höchsten Wert seit Juli 2020. Vor allem die aktuelle Lage wird deutlich negativer eingeschätzt als noch vor vier Wochen, und auch die Exporterwartungen sind weiter gesunken. Autoaktien gerieten unter Druck, und der DAX verlor 0,76 Prozent beim Stand von 19.215,48 Punkten.

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie sollen heute abgeschlossen werden, doch bei der zentralen Frage der Einkommenserhöhung liegen beide Seiten noch weit auseinander. IG-Metall-Verhandlungsführer Horst Ott betonte, es gebe Fortschritte, aber bei den Lohnforderungen sei man "meilenweit auseinander". Die Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Lohn bei einjähriger Laufzeit, während die Arbeitgeber 3,6 Prozent über 27 Monate bieten. Bei einem Scheitern sind 24-Stunden-Streiks geplant. Die Arbeitgeber verweisen auf wirtschaftliche Unsicherheiten und plädieren für Ausnahmeregelungen. Eine Einigung könnte in einer gemeinsamen Verhandlung der Tarifbezirke Bayern und Küste erzielt werden, doch der Druck bleibt hoch.

Die Immobilienkonzerne LEG und Vonovia zeigen sich optimistisch und erklären die Krise der Branche für überwunden. Beide Unternehmen planen nach Sparmaßnahmen nun wieder Wachstum. LEG berichtet von soliden Finanzen und einem starken operativen Geschäft, während auch Vonovia ein Ende des Preisverfalls bei Immobilien sieht. Dieser positive Ausblick spiegelt sich in den Aktienkursen wider: Vonovia führt den DAX mit einem Plus von 2,72 Prozent auf 30,17 Euro an, während im MDAX die LEG Immobilien mit 2,00 Prozent auf 86,82 Euro schloss und TAG Immobilien gar um 2,84 Prozent auf 15,60 Euro zulegen konnten.

Termine der Hauptversammlungen für DAX, MDAX, TecDAX, ATX & EuroStoxx50

Hauptversammlungs-Termine

Die Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens ist die einmal im Jahr stattfindende Zusammenkunft von Aktionären, des Vorstands und des Aufsichtsrats. Die Versammlung dient dem Informationsaustausch mit seinen Aktionären und der Beschlussfassung unternehmensbezogener Vorgänge. Die teilnehmenden Aktionäre haben bei Abstimmungen ein entsprechendes Stimmrecht, das von der Anzahl der persönlich gehaltenen Aktien abhängt. Am Termin der Hauptversammlung ist mit Vorsicht an den Märkten zu agieren, da große Kurssprünge in beide Richtungen durch getroffene Entscheidungen möglich sind. Diese Warnung gilt auch für die Veröffentlichung von Quartalsberichten.

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Bild: Advance-Decline-Line (ADL) des DAX

Technische Kurzanalyse

Am letzten Handelstag der Woche verbuchte der deutsche Leitindex zum Tagesbeginn einen Kursvorsprung in Höhe von 49,07 Punkten bzw. ein Plus von 0,25 Prozent. Von dort aus ging es jedoch nach unten, so dass das Tageshoch auf 19.411,60 Punkten gemessen wurde. Der Abwärtstrend endete mit dem Tagestief um 11:45 Uhr auf 19.146,53 Punkten. Eine leichte Erholung erfolgte, an die sich ab 13:00 Uhr ein Seitwärtsmarkt anschloss. Der DAX schloss am frühen Abend mit einem Verlust von 147,04 Punkten bzw. mit einem Abschlag von 0,76 Prozent auf 19.215,48 Zählern.

Der ADL-Indikator zählte 13 Gewinner-Titel bei 27 Verlierern. Damit ging es für ihn einen Schritt nach unten in den negativen Bereich hinein. BMW schloss am Freitag auf 67,58 Euro und büßte dabei 3,21 Prozent ein. Die Aktie der Daimler Truck Holding fiel um 3,99 Prozent auf 37,57 Euro, während die BASF 5,19 Prozent verlor und damit als Schlusslicht bei 43,385 Euro endete.

Beim MACD geht es wieder weiter nach unten, doch insgesamt verläuft die abwärts gerichtete Kurve nicht mehr so voller Überzeugung. Somit scheint es zu einer Balancierung zu kommen, was jedoch bedeutet, dass sich auch der Kurs selbst weiter stabilisieren müsste, um als Änderung im MACD wahrgenommen zu werden.

Die letzten sieben Handelstage ergeben in Summe eine leichte Aufwärtsbewegung, und somit kann ein sanftes Abstandnehmen zum 100-Tage-Durchschnitt festgestellt werden.

Zur aktuell vorbörslichen Stunde notiert der Deutsche Aktienindex im Bereich der 19.280/19.300 Punkte, und damit deutlich oberhalb des letzten Schlusskurses an der XETRA. Das ist ein gutes Omen für den Start in die neue Woche.

Die Advance-Decline-Line (ADL) wird über die Differenz der gestiegenen und gefallenen Aktien berechnet. Grundsätzlich gilt, dass jede Bewegung des Index von der ADL bestätigt werden sollte. Fehlt die ADL-Bestätigung, deutet das auf eine unsichere Kursbewegung hin. Ein Aufwärtstrend kann sich nur ausbilden, wenn die Mehrzahl der Aktien daran teilnimmt.

Aktuelle Handelschancen per Kursmuster

Inside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Inside-Day

Ein Inside-Day liegt vor, wenn sich der aktuelle Candlestick innerhalb des Candlesticks des vorangegangenen Tages befindet. Das Tageshoch liegt also tiefer und das Tagestief höher als am Vortag. Inside-Days kennzeichnen abnehmende Volatilität und eignen sich ideal als Einstiegsmuster aufgrund des guten Chance-Risiko-Verhältnisses.

Bei Inside-Days ist die zukünftige Kursrichtung oft nicht prognostizierbar.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Inside-Days überschritten wird und legt eine Stopp-Order an das Tief des Inside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Inside-Days unterschritten wird. Der Stopp an das Hoch des Inside Bar gelegt.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie, diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Inside-Days

Outside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Outside-Day

Ein Outside-Day liegt vor, wenn der aktuelle Candlestick den vorangegangenen Tag komplett umschließt. Das Tageshoch liegt also höher und das Tagestief niedriger als am Vortag. Ein Outside-Day entspricht einem Engulfing bei den Candlestick-Mustern.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Outside-Days überschritten wird. Den Stopp platziert man an das Tief des Outside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Outside-Days unterschritten wird. Den Stopp setzt man an das Hoch des Outside Bars.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie: diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Outside-Days

Trendhandel mit neuen 20-Tage-Hochs/-Tiefs

Aktien, die ein 20-Tages-Hoch oder ein 20-Tages-Tief erzielen (entspricht einem Handelsmonat), weisen oft eine besondere Trendstärke auf.

Long-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Hoch

Short-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Tief

*) Der Fear-and-Greed-Indikator ist ein Stimmungsindikator, der sich aus sieben Einzelindikatoren zusammensetzt:

1. Aktienkurs-Momentum: der S&P 500 (SPX) im Vergleich zu seinem gleitenden 125-Tage-Durchschnitt

2. Aktienkurs-Stärke: die Anzahl der Aktien, die an der New Yorker Börse 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreichen

3. Aktienkurs-Breite: das Handelsvolumen von Aktien im Aufwärtstrend gegenüber Aktien im Abwärtstrend

4. Verkaufs- und Kaufoptionen: das Put/Call-Verhältnis, das das Handelsvolumen von bullischen Call-Optionen mit dem Handelsvolumen von bearishen Put-Optionen vergleicht

5. Junk-Bond-Nachfrage: die Differenz zwischen den Renditen von Investment-Grade-Anleihen und Ramschanleihen

6. Marktvolatilität: der VIX (VIX), der die Volatilität misst

7. Nachfrage nach sicheren Häfen: der Unterschied zwischen den Renditen von Aktien und Staatsanleihen

Sein mittlerer Wert beträgt 50 und deutet auf eine neutrale Stimmung hin. Werte über 50 sind bullish (long) und Werte unter 50 sind bearish (short).

Extreme Ausschläge des Fear-and-Greed-Indikators (über 70 oder unter 30) zeigen Gier oder Angst. Der Markt ist im extremen Zustand nicht stabil und neigt deshalb zur kurzfristigen Umkehr. So führen zum Beispiel Werte unter 30 oft zu einem kurzfristigen Ausverkauf des Aktienmarktes, wodurch eine bullische Umkehr möglich wird.